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Global Blockchain Technologies: Die ernüchternden Hintergründe zum Kryptowährungs-Push!

Lieber Geldanleger,

 

was für ein klangvoller Name: Global Blockchain Technologies (BLOC). Das hört sich "groß" an, das hört sich nach "Leader" an.

Bestimmt gehört das Unternehmen zu den absoluten Pionieren im Bereich Blockchain und Kryptowährungen, denke ich mir. Das Unternehmen wurde am 12.Februar 2010 gegründet. Wow, da waren sie aber wirklich früh dran. Damals war der Bitcoin erst ein Jahr alt und kostete einen Bruchteil des heutigen Preises.

Doch schon meine ersten Recherchen bringen Ernüchterung: Zunächst firmierten die Kanadier unter dem Namen Biowest Therapeutics und machten auf Biotechnologie. Man sei aktiv gewesen in der Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten zur Behandlung von Infektionskrankheiten, um die Therapiemöglichkeiten voranzubringen, die Gesundheit zu verbessern und das Leben zu bereichern.

Hört sich toll an. Um diesem Ziel näher zu kommen hatte man rund einen Monat nach der Gründung alle Aktiva und Verbindlichkeiten eines Unternehmens namens MIGENIX erworben, das bereits in diesem Bereich aktiv war.

Im Klartext bedeutet das: Biowest war zunächst als Vorratsgesellschaft gegründet worden. Es erfolgte dann ein Listing des Unternehmens an der Börse, ohne dass ein operatives Geschäft vorhanden gewesen wäre.

Als leere Börsenhülle oder auch Börsenmantel stand man quasi Gewehr bei Fuß und wartete darauf bis sich eine Möglichkeit ergab, ein operatives Geschäft einzubringen.

Wichtig in diesem Zusammenhang: Biotech-Firmen waren im Frühjahr 2010 wieder beliebt bei Anlegern. Der NASDAQ Biotech-Index war auf den höchsten Stand seit 2001 gestiegen.

Das heißt: Anleger wollten in Biotech-Aktien investieren, wobei damals die Zahl der börsennotierten Biotech-Firmen weit kleiner war als heute. Das versprach gute Nachfrage nach der Aktie, wenn man nur die Vermarktung richtig anging.

Ab 24. März 2010 war Biowest dann an der renommierten Toronto Stock Exchange (TSX) gelistet. Allerdings nicht besonders lange: Bereits am 1. März 2011, also weniger als ein Jahr später, prüfte die Börse, ob das Unternehmen noch die Listing-Voraussetzungen erfüllt. Am 19. August zog sich Biowest dann "freiwillig" von der TSX zurück ("Delisting") und änderte das Geschäftsmodell radikal.

Erster plötzlicher Strategiewechsel

Fortan trat man als Tier 2 Investment Issuer unter dem Namen Carrus Capital auf, also als ein Anlagen-Emittent, der nur niedrige Listing-Voraussetzung erfüllen muss (im Gegensatz zu Tier 1-Unternehmen, die mindestens ein Nettovermögen von 2 Millionen kanadischen Dollar aufweisen müssen und einige weitere Voraussetzungen erfüllen müssen).

Dieser plötzliche Rückzug bzw. die Änderung des Geschäftsmodells ist schon bemerkenswert, denn MIGENIX war zuvor seit 1979 im Biotech-Segment tätig (S. 5).

Dann wagt man den Börsengang und nach einem Jahr ist schon wieder alles vorbei. Für die Aktionäre hinterließ man dabei vor allem verbrannte Erde. Ich habe hier einen alten Chart für den Zeitraum März 2011 bis August 2012 gefunden:


Zu Beginn des Listings stieg die Aktie bei hohen Volumina von 0,50 CAD bis auf knapp 1,50 CAD in der Spitze, um dann schnell massiv einzubrechen und über Monate hinweg im Bereich 0,20 bis 0,30 US-Dollar vor sich hin zu dümpeln. Wer in den Hype hinein gekauft hat, verlor den Großteil seines Einsatzes.

Im Februar 2014 splittete man die Biotech-Assets dann in drei Tochterfirmen auf, BioAB Strategies, BioDe Ventures und BioHEP Technologies und verteilte diese dann unter den damaligen Aktionären. Der Wert dieser Assets wurde insgesamt auf nur 16.000 US-Dollar festgelegt.

BioAB Strategies wurde dann am 10. Juli 2014, also wenige Monate später, auf Greener Pasture Marihuana Dispensary (GPMD) verschmolzen.

Nun sprang man also auf den losfahrenden Marihuana-Zug auf. Zum Stammgeschäft, den existierenden Antibiotika-Assets (MX-2401), hieß es lapidar, man verkaufe dieses an eine ausstehende Partei ("third party") weiter. Seither ist es still geworden um diese Assets.

Jede Menge Querverbindungen

Greener Pasture wiederum wurde von InvictusMD aufgekauft, einer Art Marihuana-Beteiligungsgesellschaft, die auch in Deutschland auf Foren diskutiert wird: www.wallstreet-online.de/diskussion/1213057-1-10 und www.wallstreet-online.de/diskussion/1246876-1-10

Das ist deshalb erwähnenswert, weil die kanadische Investmentgesellschaft MM Asset Management mit Sitz in Toronto, die derzeit (Stand 25.09.2017) knapp 26 Prozent an Global Blockchain Technologies hält, sich jüngst auch an InvictusMD beteiligt hat.

Bei BioHEP Technologies wurde am 2.Juni 2016 übrigens ein gewisser Doug Janzen in den Vorstand berufen. Der war zu diesem Zeitpunkt auch CEO von Aequus Pharmaceuticals, einem kanadisches Biotech-Unternehmen. Auch die damalige Finanz-Chefin von Biowest, Ann Fehr, ist inzwischen bei Aequus, die zufälligerweise(?) ebenfalls in Deutschland promotet werden, u.a. hier.

Fehlt noch die dritte Tochter, BioDe Ventures. Die wurden mit einem anderen Unternehmen zu Exro Technology verschmolzen. Zum Exro-CEO und CFO wurde Chester Shynkaryk berufen, der wiederum von September 2014 bis Oktober 2017 CEO von Carrus Capital war, also der Vorgängerfirma von Global Blockchain und gleichzeitig auch noch CEO und CFO von BioHEP Technologies ist.

Shynkaryk ist 72 Jahre alt. Er amtete vorher aber bei verschiedenen Rohstoff-Unternehmen, u.a. als CFO bei Minecorp Energy Ltd. (inzwischen umbenannt in Freedom Energy; WKN: A2DSS4), als Chairman bei FLM Minerals Inc. und als Direktor bei Golden Queen Mining (WKN: 622357). Bezug zur IT-Branche bzw. gar zum Kryptowährungssegment war bisher offenbar nicht vorhanden.

Gleiches gilt für Finanzvorstand Theo van der Linde, der erst seit Juli 2017 bei Global Blockchain ist. Gleichzeitig ist er laut LinkedIn noch CFO beim Öl- und Gasexplorer Molori Energy und President beim Edelmetall-Explorer Coronet Metals. Zusätzlich ist van der Linde auch noch CFO und Director bei Elcora Advanced Materials, einem Graphitexplorer, der u.a. Lithium-Ionen-Batterien-Hersteller als Zielmarkt angibt, eine weitere "Trend-Branche".

Warum drösele ich das alles so detailliert auf? Weil es zeigt, dass in der kanadischen Pennystock-Szene immer wieder die gleichen Namen auftauchen, die noch dazu bei verschiedenen Firmen gleichzeitig in führender Position aktiv sind.

Die Firmen selber werden gerne so hin und her geschoben, neu kombiniert oder verschmolzen, dass die Akteure flexibel bleiben und jeweils auf den neuesten gehypten Trend aufspringen können. Nur Substanz, die fehlt meistens.

Dazu passt auch die Firmenadresse von Global Blockchain. Man residiere in der Suite 1128 in der 789 West Pender Street in Vancouver, heißt es im Bloomberg-Profil. In diesem Bürokomplex sind auch zahlreiche andere börsengelistete Unternehmen eingemietet, u.a. Lincoln Mining (WKN: A114C8), Ethos Gold (A1JWLQ), Electra Stone (WKN: A14NCM), Megastar Development Corp. (WKN: A1JAGK), Aurcana (WKN: A1T9L6) und einige mehr. Der Hinweis "Suite 1128" deutet darauf hin, dass Global Blockchain hier nur über einen Raum verfügt.

Global Blockchain: König des Aktiendruckens

Im Quartalsbericht zum 31.07.2017 ist zu lesen, dass das Unternehmen die letzten acht Quartale in Folge Verluste erzielt hat. Im Wesentlichen waren diese durch Fehlinvestments in kleine Biotech-Firmen wie Neovasc (wird in Deutschland ebenfalls auffällig häufig diskutiert und gehandelt) sowie Kosten für Aktienoptionen entstanden. Von letzteren gibt es jede Menge. Zumindest bei der Ausgabe von Aktien und Aktienoptionen ist Global Blockchain Profi:

Das letzte Mal bisher geschah dies im September als man 25,66 Millionen neue Aktien auf den Markt warf (fast alle zu 0,15 CAD das Stück) und darüber hinaus die gleiche Anzahl an Optionsscheinen, die zu 0,20 CAD in Aktien getauscht werden können. Zusätzlich sind noch gut 10 Millionen weitere Optionsscheine und knapp vier Millionen Aktienoptionen ausstehend, die ebenfalls in Aktien getauscht werden können.

Das heißt: Zu den 18,3 Millionen zum 31.07.2017 ausstehenden Aktien kommen ab sofort weitere 25,7 Millionen Aktien hinzu, so dass wir bei 43 Millionen Aktien sind. Voll verwässert, also wenn man die ausstehenden Optionen und Optionsscheine, die zu Kursen von 0,05 bis 0,40 CAD in Aktien getauscht werden können, hinzurechnet, sind es gar 82,7 Millionen Aktien.

Da sich alle diese Scheine weit im Geld befinden, es also profitabel wäre, diese sofort in Aktien zu tauschen, sollte man bei einer Analyse der Aktie mit 82,7 Millionen ausstehenden Aktien rechnen. Im April 2016 waren es insgesamt nur 2,29 Millionen Aktien.

Das Unternehmen hat in den letzten Jahren also Aktien wie am Fließband gedruckt, um sich überhaupt irgendwie über Wasser halten zu können. Beim Donnerstags-Schlusskurs von 2,63 CAD liegt die Pro-Forma-Marktkapitalisierung von Global Blockchain bereits bei 218 Millionen CAD.


Genau so bitter ist die Antwort darauf, was die Aktionäre nun eigentlich für diese 150 Millionen CAD-Bewertung an Gegenwert bekommen? Netto hat Global Blockchain durch diese Aktienausgabe-Orgie in den letzten 18 Monaten nämlich gerade mal rund 3,5 Millionen CAD eingenommen. Zuvor lag der Cashbestand bei unter 500.000 CAD.

Rechnet man mit 82,7 Millionen ausstehenden Aktien muss man korrekterweise die aus der Ausübung der Optionen und Optionsscheine resultierenden Einnahmen gegenüber stellen. Da die Ausübungspreise allerdings so niedrig sind (rund 0,20 CAD im Schnitt) nimmt man daraus maximal knapp acht Millionen CAD ein.

Große Visionen, ernüchternde Realität

Was hat das Unternehmen nun konkret vor? Laut der Research-Studie von True Research, die eigentlich weder „true“ noch „Research“ ist, sondern eine Werbemitteilung, will Global Blockchain Technologies „einen Beteiligungskorb innerhalb des Blockchain-Sektors aufbauen, um Investoren einen einfachen und breiten Zugang zu Kryptowährungen zu bieten.“

Klingt gut. Der Pferdefuß dabei: Global Blockchain muss sich dafür ja erst mal selber einen Bestand an Kryptowährungen und Tokens aufbauen. Man muss sich also jetzt - zu Höchstkursen - bei Bitcoin und Co. einkaufen bzw. versuchen via ICO einen eigenen Coin an den Markt zu bringen, obwohl es ja inzwischen schon über 1.000 Coins gibt, von denen die allermeisten früher oder später wieder verschwinden werden.

Jeder klar denkende Anleger muss sich somit fragen, wie man mit so wenig Kapital eigentlich die hochtrabenden Pläne realisieren möchte? Das neue, angeblich hochkarätige, dreiköpfige Vorstandsteam und den mehrere Köpfe umfassenden Aufsichtsrat muss man von dem Geld ja auch noch bezahlen.

Übrigens: Als das Unternehmen am 16. August, damals noch als Carrus Capital, über den Vollzug der Kapitalerhöhung berichtete, hieß es noch schwammig, man wolle mit dem Erlös "in a variety of technologies related to alternative emerging asset classes" investieren. Erst am 30. August wurde dann in einer Meldung der Zusatz "specifically the blockchain and digital currencies" ergänzt. Das ist gerade mal sechs Wochen her.


MEIN FAZIT:

Global Blockchain ist, um die Eingangsfrage zu beantworten, kein Pionier, sondern ganz im Gegenteil „very late to the party“ und noch dazu absurd hoch bewertet. Bis vor wenigen Wochen war das Unternehmen noch quasi ohne operatives Geschäft. Die vorhandenen Alt-Beteiligungen waren bzw. sind kaum der Rede wert.

Nun versucht man eilig auf einen laufenden Hype aufzuspringen und quasi aus dem nichts ein Blockchain-/Kryptowährungs-Investmenthaus aus dem Boden zu stampfen - und das mit einem völlig neuen, zusammen gewürfelten Team.

Wer die Aktie weiter hält oder jetzt gar noch auf den Zug aufspringt, läuft höchste Gefahr am Ende die Zeche zu bezahlen. Wer jetzt kauft, bezahlt rund das Zehnfache dessen, was die Insider noch vor einigen Wochen im Zuge der Kapitalerhöhung bezahlt haben.

Bei der jüngsten Kapitalerhöhung gingen übrigens auch Aktien im Wert von 300.000 CAD nach Deutschland. Das heißt, auch hierzulande dürfte der eine oder andere starkes Interesse an steigenden Kursen haben.

Geld verdienen mit hoher Wahrscheinlichkeit nur die Insider, die extrem günstig zum Zuge gekommen sind, sofern sie ihre Stück rechtzeitig abstoßen (können), wovon auszugehen ist.

Dem Rest wird es ergehen wie vor sieben Jahren den Investoren, die im Zuge der Biotech-Euphorie in die Vorgängergesellschaft Biowest investiert haben.


P.S.:
Nächste Woche sollten Sie den Geldanlage-Report auch wieder unbedingt lesen: Dann gibt es News zu einem ganz neuen Projekt von mir!


Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegt daher kein Interessenskonflikt vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.


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2.) Wo gibt es die höchsten Zinsen?


Die Zinsen für Tagesgeld sind extrem niedrig und fallen weiter. Im Vergleich zur Vorwoche gibt es keine Veränderungen.

Nachfolgender Vergleich gilt bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro. Selbst bei diesen Angeboten wird der Zinssatz nur für einen bestimmten Zeitraum garantiert.

Bei Consors und Ferratum sind es 6 Monate, bei ING-DiBa sogar nur 4 Monate. Die Anlagesumme ist dabei bei Consors und ING auf 50.000 Euro begrenzt, bei Ferratum auf 100.000 Euro:


 Institut
Zinssatz / Zinseinnahmen pro Monat
 • Consorsbank
1,00 % / 8,33 €
 • Ferratum Bank
0,80 % / 6,67 €
 • ING-DiBa
0,75 % / 6,25 €

Quelle: www.kritische-anleger.de/tagesgeld-vergleich/


3.) Insider-Transaktionen


Top-Insiderkauf der letzten Woche:

E.ON (WKN: ENAG99)
Verschiedene Vorstände für insgesamt ca. 2,5 Mio. Euro.


Top-Insiderverkauf der letzten Woche:

All for One (WKN: 511000)
Josef Blazicek (Aufsichtsrat) + Familienangehörige für ca. 2 Mio. Euro.

Quelle: www.boerse.de/insider-trades


Viel Erfolg bei Ihren Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihr
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report
www.geldanlage-report.de

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 21. Oktober

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