Lieber Geldanleger,
bevor es mit dem heutigen Report losgeht, habe ich
für Dich eine wichtige Sprachnachricht aufgenommen!


Und jetzt zum heutigen Thema:
Wirecard –
Das steckt hinter den neuen Vorwürfen!
Legen wir los... Wirecard ist am Freitag wieder stark unter Druck gekommen – alle wichtigen Infos dazu jetzt von mir:
Wichtiger Kunde insolvent –
Wirecard hatte Haftung übernommen
Ein Geschäftspartner von Wirecard, Loot, musste sich in der letzten Woche an die britische Financial Conduct Authority (FCA) wenden, weil die Firma in Liquiditätsschwierigkeiten geraten ist. Loot ist ein Anbieter von digitalen Girokonten, der aber selber keine Banklizenz hat.
Loots Zielgruppe sind Studenten, denen der Umgang mit ihren Finanzen durch eine bessere Organisation mit Hilfe digitaler Tools erleichtert werden sollte. Zudem konnten sie auch Einlagen tätigen, um Beträge anzusparen.
Was hat das mit Wirecard zu tun? Wirecard ist nicht nur Kunde, sondern hat für die bei Loot hinterlegten Mittel eine Garantie abgegeben. Weil Loot eben keine Banklizenz hat waren die Kundeneinlagen nicht vom UK Deposit Protection Fonds gedeckt.
Wirecard hat dagegen eine Banklizenz. Auch die Prepaid-Karte von Loot wurde von der Wirecard-Tochter Card Solutions herausgegeben.
Loot hatte vor der nun erfolgten Einstellung des Geschäfts immerhin 175.000 Nutzer. Wirecard entsteht daraus kein direkter Schaden, aber der DAX-Wert verliert einen lukrativen Kunden.
Hauptgrund für die heftigen Kursverluste der Wirecard-Aktie am Freitag dürfte aber ein anderer sein:
Wirecard-Kunden verursachen 100 Millionen Euro Schaden
Das Handelsblatt berichtet über unseriöse Kunden des umstrittenen Online-Payment-Spezialisten. Es geht um Onlinetrading-Seiten wie "Option888", die insgesamt über 100.000 Europäer abgezockt haben und dabei mindestens 100 Millionen Euro erbeutet haben.
Angeblich verkauften diese Anbieter binäre Optionen und andere zweifelhafte Finanzprodukte, die dann aber auf den Trading-Seiten noch nicht mal echt gehandelt wurden.
Ein Handel wurde nur vorgetäuscht, das Geld im Prinzip schon mit der Einzahlung verloren. Die Köpfe hinter dem Betrug sitzen offenbar in Wien und Sofia.
Ich habe übrigens in verschiedenen Artikeln immer wieder ausdrücklich vor binären Optionen gewarnt, das erste Mal bereits 2013 in einem Artikel im Geldanlage-Report, der auch auf dem Finanzportal wallstreet:online veröffentlicht worden ist.
Der Artikel wurde inzwischen knapp 180.000-mal aufgerufen! Damit konnte ich mit Sicherheit einige Anleger vor hohen Verlusten bewahren.
Hinterfragt wird nun auch die Rolle der Banken- und Finanzdienstleister, die die Gelder der Opfer über Jahre weiterleiteten und dafür Gebühren kassiert haben. Wirecard gehörte dazu und war wohl zentraler Zahlungsabwickler. Das Ganze mündet in der Frage, ob Wirecard und Co. genauer hätte hinschauen müssen?
Die zentrale Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien führt nun gegen zehn Beschuldigte Ermittlungen wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs und Geldwäscherei (sic!) durch. Wirecard ist aber nicht darunter. Die Schadenssumme alleine in Österreich wird auf 35 Millionen Euro taxiert.
Wirecard selber beruft sich in einem Statement auf "Dienst nach Vorschrift":
„Die Wirecard Bank unterzieht jeden neuen Kunden einer fundierten Risiko-Prüfung gemäß Geldwäschegesetz. Ab dem Zeitpunkt der Kundenannahme werden diese fortlaufend überwacht. Sollte ein Verstoß eines Kunden gegen gesetzliche, aufsichtsrechtliche oder interne Vorschriften bekannt werden, werden entsprechend sofortige Maßnahmen ergriffen.“
Interessant für uns als Anleger ist auch eine weitere Aussage aus dem Statement wonach der Markt für Onlinetrading und binäre Optionen keine Relevanz im Wirecard-Portfolio habe.
Meine Meinung: Klar, natürlich hat der Markt für binäre Optionen nun keine Relevanz mehr im Portfolio, weil der ja inzwischen von den Regulierungsbehörden weitgehend dichtgemacht worden ist – vollkommen zurecht. Und Online-Trading an sich ist ja vollkommen seriös und läuft natürlich vor allem über spezialisierte Broker und normale Banküberweisungen.
Worum es eher geht ist der grundsätzliche Geschäftsanteil, den Wirecard mit Glücksspielfirmen bzw. allgemein eher zwielichtigen Partnern macht.
Subfirmen-Problematik ist nicht neu
Hier kommt wieder die Thematik der Subfirmen ins Spiel mit denen Wirecard zusammenarbeitet. Ich habe genau darüber bereits am 17. April ein Video auf meinem YouTube-"Aktien Kanal" veröffentlicht.
Wirecard trifft im operativen Geschäft häufig auf Online-Geschäfte für die es die Zahlungsverarbeitung nicht übernehmen will bzw. kann. Z.B. weil es keine Lizenz für das betreffende Land hat oder andere Risiken bestehen.
Diese Kunden werden dann stattdessen an so genannte Third Party Acquirer weitergeleitet. Das heißt: An Drittfirmen, die die erforderliche Lizenz haben und/oder bereit sind, die Risiken einzugehen.
Um was für Risiken geht es dabei? Beispielsweise um Zahlungsflüsse bei Firmen, die auf Online-Pornographie und Online-Glücksspiele spezialisiert sind. In diesen Bereichen ist wohl die Zahl der dubiosen Anbieter besonders hoch und die rechtliche Stellung dieser Geschäfte teilweise unklar.
Die Financial Times hat im April behauptet, ...
– dass die Umsätze mit solchen Drittfirmen laut der internen Planung von Wirecard für 2018 für rund die Hälfte der Gesamtumsätze verantwortlich waren und ...
– dass Wirecard mit drei dieser (angeblich) dubiosen Partner "in den letzten Jahren quasi den ganzen Gewinn erzielt habe". Es geht dabei um Al Alam aus Dubai, PayEasy Solutions aus den Philippinen und Senjo aus Singapur.
Vor allem Online-Glücksspiele werden ja im großen Stil zur Geldwäsche genutzt. Damit diese Firmen überhaupt Zahlungsverarbeitungs-Partner wie Wirecard bekommen, müssen sie entsprechend höhere Gebühren abdrücken. Normalerweise liegen die im Bereich 0,3% der Überweisungssumme. Für die betreffenden Firmen dürften sie aber ein Vielfaches dieser Summe betragen.
Die Frage ist dann, wie viel dieser Gebühren der Drittanbieter einstreicht und wie viel Wirecard? Die Recherchen der Financial Times legten ja nahe, dass es sich bei diesen Drittanbietern teilweise um Firmen handelt, die von "Wirecard-nahen" Kreisen für diesen Zweck erst gegründet worden sind.
Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) |
 |
WKN / Kürzel |
Börsenwert |
KGV 18/19e/20e |
Kurs |
747206 / WDI |
17 Mrd. EUR |
55 / 36 / 27 |
139,70 EUR |
Meine Meinung: Nun sind die Ereignisse um den "Binäre Optionen"-Skandal natürlich keinesfalls ein Beweis für die Behauptungen der Financial Times. Aber die Schadenssumme von 100 Millionen Euro zeigt exemplarisch, dass derartige dubiosen und in dem Fall kriminellen (indirekten) Geschäftspartner bzw. Kunden von Wirecard eben sehr lukrativ für das Unternehmen sein können. Und damit letztlich eine Erklärung für die hohen Margen sein könnten, die Wirecard ausweist.
Fakt ist aber auch: Nach der aktuellen Gesetzeslage ist das alles legal was Wirecard macht. Die Geschäftsbeziehungen entsprechen den geltenden regulatorischen Vorschriften. Daher halte ich die Kursverluste für überzogen.
Was aber passieren könnte ist, dass mittelfristig die Vorschriften und Regulierungen weiter verschärft werden könnten, was dann das Geschäft von Wirecard sehr wohl belasten könnte. Auf einem ganz anderen Blatt steht natürlich auch, ob man grundsätzlich gut findet, mit welchen Partnern Wirecard seine Geschäfte macht und ob man in ein solches Unternehmen investieren möchte.
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in folgenden der genannten Wertpapiere / Basiswerte zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Wirecard (long). Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Video zur aufkommenden Thematik "Seltene Erden" geht morgen online:

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir
Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 8. Juni

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