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         Messaging-App Slack 3 Milliarden Euro
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Spielt der Markt verrückt? Messaging-App Slack 3 Milliarden Euro mehr wert als VW-Tochter Traton!

Lieber Geldanleger,

 

vielleicht war es ja die brütende Sommerhitze, die die Anleger in dieser Woche etwas in Lethargie versetzt hat.

Vielleicht auch das gespannte Warten auf das antizipierte Gespräch zwischen dem chinesischen Präsident Xi Jingping und Donald Trump, das am heutigen Samstag endlich wieder eine Annäherung im Handelsstreit bringen soll.

Fakt ist: Gesamtmarkttechnisch ist wenig passiert in der vergangenen Woche. Dafür gab es aber bemerkenswerte Entwicklungen bei zwei Börsenneulingen.

Das größte deutsche IPO des Jahres, Traton, floppte, während die Messaging-App Slack fulminant gestartet ist. Slack ist nun mit erwarteten Umsätzen von 590 Millionen US-Dollar im laufenden Geschäftsjahr an der Börse höher bewertet als Traton, die in 2018 25,9 Milliarden Euro umgesetzt haben, also ziemlich exakt 50mal so viel (beim aktuellen Euro-Dollar-Wechselkurs)! Ich denke nicht, dass das gerechtfertigt ist. Aber der Reihe nach:

Traton floppt

Wie es sich für die späte Phase eines Bullenmarkts gehört, herrscht weiter reges Treiben an der IPO-Front. Ganz neu ging am Freitag die VW-Nutzfahrzeug-Tochter Traton an die Börse.

Ganz kurz für alle, die Traton nicht kennen: Das Unternehmen gehörte bisher zu 100% VW und gehört mit den Marken MAN, Scania, der brasilianischen Tochter Volkswagen Caminhões e Ônibus und der Mobilitätsmarke RIO zu den weltweit führenden Nutzfahrzeugherstellern. Im Jahr 2018 setzten die Marken der TRATON GROUP insgesamt rund 233.000 Fahrzeuge ab. Das Angebot umfasst leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse, die an 29 Standorten in 17 Ländern produziert werden. Zum 31. Dezember 2018 beschäftigte das Unternehmen in seinen Nutzfahrzeugmarken weltweit rund 81.000 Mitarbeiter.

Mit Abstand am wichtigsten ist Scania, einer der führenden europäischen LKW-Hersteller, auf den in 2018 fast die Hälfte des operativen Gewinns von 1,5 Milliarden Euro entfiel.

Interessant sind die Beteiligungen an dem US-Hersteller Navistar und der chinesischen Sinotruk sowie die Partnerschaft mit Hino in Japan.


Mit seinen Partnern hat Traton eine so genannte Heavy Duty Platform aufgebaut, die auf Basis der 2017er-Zahlen mit zusammengenommen 423.000 verkauften Fahrzeugen weltweit die größte war, vor Volvo und Daimler Trucks. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit.

Zudem ist Scania im Bereich Nachhaltigkeit, also alternativen Antriebskonzepten, führend. Bis 2025 sollen mehr als 10 Prozent aller verkauften Trucks mit alternativen Treibstoffen fahren.

Das Unternehmen ist Marktführer sowohl in Europa als auch in Südamerika mit Marktanteilen von 32 bzw. 30 Prozent. Der besondere Schwerpunkt liegt dabei auf Deutschland und Brasilien.

Details zum Börsengang

Es wurden insgesamt 50 Millionen Aktien verkauft, was nur zu 11,5 % des Gesamtunternehmens entsprach. Ursprünglich waren eher 25% angedacht. Aber die Nachfrage nach den Aktien war nicht hoch genug.

Einer der größten Käufer ist der schwedische Pensionsfonds AMF, dem früher auch große Teil von Scania gehörten. Er zeichnet rund 13 Prozent des IPOs, das nun am unteren Ende der Spanne von 27 bis 33 Euro gepreist worden ist. Die Bewertung liegt damit bei 13,5 Milliarden Euro.

Bei einem Nettogewinn von 2,30 Euro je Aktie in 2018 liegt das KGV damit auf Basis des letzten Jahres beim aktuellen Kurs von rund 26,65 Euro bei scheinbar moderaten 11,6.

Für 2019 würde es damit in den einstelligen Bereich fallen, wenn die Prognose eines Gewinns je Aktie von 3,30 Euro je Aktie gehalten werden kann. Der aktuelle Kurs liegt fast exakt auf dem Nettobuchwert von 26,63 Euro je Aktie.

Trotzdem zog der Neuling mit seinen kraftstrotzenden LKWs am ersten Handelstag kaum "eine Wurst vom Tisch". Der Ausgabe preis von 27 Euro konnte nur ganz kurz gehalten werden. Danach ging es sofort in den roten Bereich. Der Börsengang war im Vorfeld ja bereits verschoben worden.

Warum will derzeit kaum jemand Traton haben?

Die Bewertung ist im Vergleich zur Konkurrenz nur scheinbar günstig. Volvo zum Beispiel hat zwar ein ähnliches 2019er-KGV, aber eine deutlich niedrigere Enterprise Value zu EBIT-Ratio (EV/EBIT) von 8,5 im Verhältnis von leicht über 12 bei Traton.

Der Enterprise Value berücksichtigt im Gegensatz zur Marktkapitalisierung auch den Verschuldungsgrad und EBIT gibt das operative Ergebnis an. Das halten wohl auch viele Anleger deshalb für zu hoch, weil die Nettomarge bei Traton nur bei 6% liegt im Vergleich zu 10 Prozent bei Volvo. Nur wenn es gelingt bei MAN Synergien zu heben und die Kosten zu senken, kann Traton näher an Volvo heranrücken.

Andere Zykliker wie beispielsweise Daimler, primär ein Autobauer, aber ebenfalls mit großer LKW-Sparte, sind momentan extrem günstig bewertet.

Die Befürchtung ist, dass wir einen stärkeren wirtschaftlichen Abschwung in Folge des Handelskonflikts erleben könnten. Dann wären die aktuellen Gewinnschätzungen schnell Makulatur.

Mein Fazit: Traton ist trotz des relativ schwachen IPOs nicht vergleichbar mit den im YouTube-Video vorgestellten deutschen Internet-IPOs, deren Überleben alles andere als sicher ist.

Traton hat eine sehr gute Marktstellung und ist durchaus zukunftsträchtig aufgestellt. Mittelfristig könnte die Aktie interessant werden - auf einem ermäßigten Preisniveau.


Slack - Zuerst der Hype und dann?

Manchmal gibt es im Leben einer Firma verrückte Wendungen. Fast genauso wie Nokia früher Gummistiefel verkauft hat und dann mit Handys zwischenzeitlich zum Weltmarktführer wurde lief es auch bei Slack.

Ursprünglich stellte das Unternehmen, das ursprünglich aus Vancouver, Kanada, kommt inzwischen aber in San Francisco ansässig ist, nämlich Spiele her. Tiny Speck hieß das Unternehmen damals und das Spiel, das produziert wurde, Glitch, gibt es längst nicht mehr.

Gründer Stewart Butterfield fiel jedoch auf, dass seine Mitarbeiter von einem Instant Messaging-Dienst so begeistert waren, den sie für die interne Kommunikation nutzten.

Also konzentrierten sich Butterfield und Co. fortan darauf - und hatten damit ab 2013 - dem ersten Jahr in dem der Dienst kommerziell vermarktet wurde - enormen Erfolg.

Was bietet Slack genau? Umgangssprachlich wird der Messenger auch „Büro-WhatsApp“ genannt. Er bietet einen stabil laufenden und schnellen Büro-Chat mit Datei-Verwaltung, Zugriffsrechten und weiteren Kommunikationsmöglichkeiten. Ich habe Slack selber noch nicht getestet. Wir verwenden in der Redaktion Trello. Aber irgendwie scheinen alle Slack zu lieben. Allerdings nur dann, wenn man alle Funktionen nutzen kann und dafür muss man eine Lizenz erwerben.

Das machen aber immer mehr: 2018 sprang die Zahl der Premium-Kunden von 59.000 auf 88.000. Wichtig auch: Die Zahl größerer Kunden, die mindestens 100.000 Dollar pro Jahr zahlen, legte überproportional von 298 auf 575 zu. Insgesamt nutzen nach Angaben von Slack jetzt bereits 10 Millionen Mitarbeiter in insgesamt 600.000 Firmen den Dienst.

Die Wachstumsraten sind ohne Zweifel beeindruckend. Kritiker weisen aber darauf hin, dass es zukünftig langsamer vorangehen soll: Von 2017 auf 2018 war es noch ein Umsatzplus von 110 Prozent, von 2018 auf 2019 waren es dann noch 82% und im nächsten Jahr wird dann ein Rückgang auf 49 Prozent erwartet.

Das kann sich natürlich immer noch sehen lassen, aber für dieses Wachstum müssen Anleger derzeit - wie so oft in letzter Zeit bei IPOs teilweise absurd hohe Bewertungen in Kauf nehmen.

Im nächsten Fiskaljahr soll Slack Technologies, so der vollständige Name, 590 Millionen US-Dollar umsetzen. Dem steht aber bereits jetzt eine Marktkapitalisierung von 18,5 Milliarden US-Dollar gegenüber beim aktuellen Kurs von 36,60 US-Dollar. Damit liegt das Kurs-Umsatz-Verhältnis bei über 31.

Das ist ein astronomisch hoher Wert, den zuletzt aber hoch Firmen wie Zoom Video Communications erreicht habe. Die hatte ich im Report vom 15. Juni analysiert.

Ähnlich wie Zoom ist die Frage wie sich Slack gegen die zunehmende Konkurrenz durchsetzen kann. Häufig haben neue spezialisierte Unternehmen hier Vorteile gegen etablierte große Konzerne für die das entsprechende Produkt nur eine Nische darstellt. Das ist auch in diesem Fall so.

Microsoft hat mit seiner "Team"-Software ein Konkurrenz-Produkt gebaut, das aber nach Einschätzung vieler noch nicht so gut ist wie Slack. Allerdings kann Microsoft hier mit einer Integration in seine quasi unumgängliche Office 365-Work Suite glänzen, was ein klares Alleinstellungsmerkmal ist.

Auch Google hat mit Hangout ein Konkurrenzprodukt am Markt. Der Vorteil für Slack ist, dass der Markt insgesamt extrem groß ist und somit auch Platz für verschiedene Player vorhanden ist. Und der potenzielle Ertragshebel ist bei Bruttorenditen von momentan 85 Prozent enorm.

Die große Gefahr, die ich mittelfristig sehe ist, dass es für Konkurrenten wohl nicht allzu schwer werden dürfte, den Slack-Messenger mehr oder weniger zu kopieren und dann über den Preis in den Markt zu drücken. Wenn dann die Bruttomargen weiter zurückgehen könnte es für Slack sehr schwierig werden, das aktuelle Bewertungsniveau zu halten.

Keine Lock-up-Frist der Altaktionäre

Aus kurzfristiger Sicht ist zu beachten, dass es sich bei Slack nicht um einen Börsengang mit einem klassischen Initial Public Offering (IPO) handelt, sondern um ein reines Listing. Das heißt, es gab keine Kapitalerhöhung mit der Ausgabe von neuen Aktien, die dann Institutionelle hätten kaufen könnten.

Stattdessen wurde einfach die Zulassung für den Börsenhandel erworben, was natürlich für Slack viel günstiger war und Investmentbanken um ein paar Millionen an Einnahmen gebracht hat.

Während letzteres kein Mitleid erfordert, führt diese Form des Börsengangs aber auch dazu, dass keine Haltefristen bestehen. Das heißt die Altaktionäre unter denen drei Risikokapitalgesellschaften, die früh in Slack investiert hatten, den größten Anteil haben, können theoretisch alle ihre Papiere sofort auf den Markt werfen.

Das werden sie nicht tun, aber es ist davon auszugehen, dass Accel Partners (Anteil von 24 Prozent) sowie Andreessen Horowitz und Social Capital mit 13 bzw 10 Prozent das sukzessive tun werden. Das könnte den Kurs unter Druck bringen.

Der von der New Stock Exchange festgelegte Referenzkurs (vergleichbar mit dem IPO-Preis bei normalen Börsengängen) von 26 US-Dollar erwies sich wie erwartet als viel zu niedrig. Der erst Kurs lag bei 38,50 US-Dollar. In der Spitze wurden sogar fast 42 US-Dollar für eine Aktie gezahlt.

Dann gab die Aktie aber in den beiden folgenden Tagen bis auf unter 35 US-Dollar nach und notiert nun bei etwa 36,60 US-Dollar (Stand; Freitag 28.06.2019; 18 Uhr).

Slack Technologies (ISIN: US83088V1026)
WKN / Kürzel
Börsenwert
GpA 19/20e/21e
Kurs
A2PGZL / WORK
18,5 Mrd. USD
neg. / neg. / neg.
36,60 USD


Mein Fazit:
Ich würde auch bei Slack zunächst abwarten getreu dem Motto "Too much Hype will kill you".

Stattdessen erachte ich es für sinnvoller bei IPOs nach solchen Titeln zu suchen, die von Anlegern anfangs eher übersehen werden und deshalb mit einem Abschlag auf den IPO-Preis gehandelt werden, obwohl die Wachstumsaussichten gut sind.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in folgenden der genannten Wertpapiere / Basiswerte zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Zoom Video (short) Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.



 

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Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

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