Bayer: Einmalige Kauf-Chance?
Langsam wird es richtig ungemütlich für alle Bayer-Aktionäre. Am Montag (03.06.2019) hat die Aktie bei einem Tief von 52,05 Euro nochmals das 6-Jahres-Tief vom 14. Mai getestet. Damals drückten Hiobsbotschaften von der Prozessfront auf die Aktie, am Montag war es der einbrechende Gesamtmarkt.
Das Sentiment in der Öffentlichkeit gegenüber Bayer und Monsanto ist weiter negativ bis katastrophal. Ergibt sich aus dieser Konstellation aber vielleicht sogar eine einmalige Kaufchance bei der Aktie? Dieser Frage gehe ich in der nachfolgenden Analyse nach, in der ich einen besonderen Fokus auf die rechtliche Situation in den USA lege.
Es gibt eine alte römische Juristenweisheit: „Vor Gericht und auf hoher See sind wir allein in Gottes Hand!“ Soll heißen: Man ist quasi schutzlos den Gewalten ausgesetzt, hier der Naturgewalt, dort der judikativen Gewalt. Aber als ob das nicht prekär genug wäre, kommt heutzutage noch ein weiterer Faktor hinzu: Die mediale Berichterstattung. In der überwiegend linksliberal geprägten deutschen Medienlandschaft ist die ohnehin tendenziell wirtschaftskritisch. Bei Bayer und Monsanto ganz besonders!
Die beiden Unternehmen stehen für alles, was NICHT den Zeitgeist trifft: Anti-Bio, Anti-Umwelt, Anti-Gesundheit!
In den USA ist das Umfeld in Politik und Medien zwar ein anderes. Dafür vollführen die Klägeranwälte am Rande der Prozesse ein Spektakel wie in Hollywood - ganz nach dem Vorbild des eigenen Präsidenten. "Schnappt sie Euch", hatte zum Beispiel der neue Star-Anwalt Brent Wisner aus Los Angeles der Jury in seinem Plädoyer zugerufen. Wisner vertritt inzwischen rund 1.000 von insgesamt 13.400 Klägern in den Glyphosat-Prozessen.
Hollywood ist dabei wörtlich zu nehmen, denn als Zuschauer lädt er gerne Prominenz wie Oliver Stone oder Daryl Hannah inklusive deren Ehepartner, den Singer-Songwriter Neil Young ein. Das bringt zusätzliche PR.
Robert Jakob, Autor des Buchs "101 ganz legale Börsentipps und -tricks", bringt es auf den Punkt: "Wisner rührt immer mit großer Kelle an und treibt seine Gegner mit allen nur erdenklichen faulen Tricks in die Enge. So ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss, und es gelingt ihm immer aufs Neue, die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen."
Die Folge: Die Anwälte werden selbst zu Stars und können in späteren Fällen weit höhere Honorare verlangen.
Die in erster Instanz tätigen Laienrichter lassen sich wohl auch von diesem Brimborium beeinflussen und sprechen den (vermeintlichen) Opfern enorm hohe Schadensersatzsummen zu. Die Kosten dafür tragen am Schluss häufig auch die Bürger selber. Die Gesundheitskosten in den USA sind auch deswegen so hoch, weil sich Ärzte und Krankenhäuser mit teuren Rechtsschutzversicherungen gegen Klagen zu schützen versuchen.
Die Situation für Bayer erscheint dramatisch, wenn man als Anleger die Summen addiert und berücksichtigt, was in zukünftigen Prozessen noch dazu kommen könnte.
Dramatische Situation für Bayer?
Aber ist die Situation wirklich so dramatisch für Bayer? Oder sehen wir vielleicht aktuell sogar eine historisch günstige Einstiegschance?
Schließlich gibt ja noch ein anderes Anti-Wort: Anti-zyklisch! Und an der Börse: Antizyklisch Investieren! Heißt: Genau dann kaufen, wenn keiner die Aktie mit der Kneifzange anfassen will. Und das kann manchmal eine sehr erfolgreiche Strategie sein. Denn die Menschen vergessen auch sehr schnell wieder. Siehe VW und den Dieselskandal.
Objektiv, d.h. faktenbasiert, sieht die Rechtslage folgendermaßen aus:
Wir haben in den USA zunächst mal zwei unterschiedliche Ebenen die Rechtsprechung: die für die Einzelstaaten ("state law") und die Rechtsprechung auf Bundesebene ("federal law").
Die Rechtslage ist dabei oft dramatisch unterschiedlich. Das bekannteste Beispiel ist hier die Behandlung von Marihuana/Cannabis. In vielen US-Bundesstaaten ist der Konsum von high machenden Hanfbestandteilen komplett legal, also auch für den Freizeitgebrauch erlaubt. Auf Bundesebene gilt das Kraut aber weiter als Droge. Der Konsum und vor allem der Handel damit werden hart bestraft.
Bei Glyphosat verhält es sich ähnlich:
Die drei großen Urteile gegen Bayer - mit den hohen Schadensersatzstrafen - wurden alle auf "state law"-Basis gefällt. Sie stehen im Widerspruch zur Einschätzung der US-Umweltschutzbehörde (EPA). Die hat jetzt vor kurzem, am 30. April, nochmal klar bestätigt: "Glyphosat ist nicht krebserregend und stellt KEINE Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar, wenn es gemäß Gebrauchsanweisung verwendet wird."
Übrigens: Das hat zur Folge, dass Bayer gar keine Krebswarnung auf die Verpackung anbringen darf (wie es viele Kläger ja fordern), weil die EPA das gar nicht zulassen würde!
Rechtlich - und auch für uns als Anleger - viel wichtiger ist aber ein anderer Punkt: Die EPA ist eine Bundesbehörde und fällt damit unter das Bundesrecht, das "federal law".
Und hier gibt es in den USA die so genannte Preemption Doctrine. Die besagt: Das Bundesrecht hat prinzipiell Vorrang vor dem Staatsrecht. Ansprüche, die dem Bundesrecht zuwiderlaufen, sind nichtig.
Demnach würde Bayer letztlich vor dem obersten Gerichtshof der USA, dem Supreme Court, Recht bekommen. Dann wären alle Schadensersatzforderungen gegen Bayer nichtig! Bayer müsste keinen Cent bezahlen.
Das Problem ist das Wort "prinzipiell". Es gibt eine beunruhigende Ausnahme: 2005 hat der Supreme Court beim Fall Bates vs. Dow Agrosciences das Vorrang-Prinzip außer Kraft gesetzt. Der Jury wurde hier zugestanden, selber zu entscheiden, ob staatliche Rechtsansprüche geltend gemacht werden können oder nicht.
Die Richter verweisen in den aktuellen Urteilen gegen Bayer IMMER auf dieses 2005er-Urteil. Auch deshalb, weil es in dem damaligen Fall auch um eine EPA-Entscheidung gegangen ist und sogar um die Agrochemie-Branche.
Die Bayer-Anwälte dagegen verweisen auf gegensätzliche Prozessausgänge: Seit 2005 gab es nämlich drei weitere Urteile des Supreme Courts, in denen das "Vorrang"-Prinzip bestätigt worden ist. Allerdings war bei keinem dieser Fälle die US-Umweltbehörde involviert.
Wer hat letztendlich Recht?
Oder besser gesagt: Wer bekommt Recht?
Spannend ist in diesem Zusammenhang auch ein aktueller Fall, in dem in Kürze ein Urteil erwartet wird. Das Pharmaunternehmen Merck & Co. soll es versäumt haben, vor dem Risiko schwerwiegender Knochenbrüche im Zusammenhang mit seinem Osteoporose-Mittel Fosamax zu warnen. Merck argumentiert, die FDA habe keine zusätzliche Warnung im Beipackzettel vorgeschrieben.
Es geht also um ein Pharmaunternehmen und die FDA, also die Arzneimittelbehörde, nicht die Umweltbehörde EPA. Aber der Fall ist insofern vergleichbar, weil es um Gesundheitsgefährdung und Warnlabels geht.
In diesem Merck-Fall gab es im Januar eine Anhörung und die Richter schienen dort der Argumentation von Merck zu folgen. Überhaupt gilt der derzeitige Supreme Court als eher unternehmensfreundlich. Zwei der neun Richter wurden ja von Trump eingesetzt. Man beabsichtige Klagen zu begrenzen, die den Meinungen von Experten der Aufsichtsbehörden widersprechen, verkündete der Supreme Court.
Fällt das Urteil pro Merck aus dürften auch die Chancen von Bayer noch etwas weiter steigen, falls der Fall wirklich vor dem Supreme Court landen sollte - trotz dieses 2005er-Urteils.
ANDERERSEITS: Der Fall würde sich dann noch über Jahre hinziehen, was nicht im Interesse der Streitparteien liegt. Deswegen wird es wahrscheinlich eher einen Vergleich geben, in dessen Rahmen eine Gesamt-Schadensersatzsumme ausgehandelt wird.
Wichtig für uns als Anleger ist:
Diese Summe wird nur einen Bruchteil dessen betragen wird, was nach den jüngsten Urteilen an Schadensersatzsummen im Raum steht.
Johnson & Johnson:
Schadensersatzsummen drastisch reduziert
Der US-Pharma- und Gesundheitsriese Johnson & Johnson beispielsweise wurde schon mehrfach zu spektakulär hohen Schadensersatzsummen verurteilt, die im Berufungsverfahren wieder zurückgenommen wurden.
Noch im vergangenen Sommer verhängte ein Geschworenengericht in St. Louis (Missouri) im Rahmen einer Sammelklage eine Schadenersatzzahlung und Strafzahlung in Höhe von insgesamt 4,7 Mrd. US-Dollar. Das Geld sollte auf 22 Frauen aufgeteilt werden. Das hätte einer Summe von 214 Millionen US-Dollar je "Opfer" entsprochen. Dabei geht es um angeblich asbesthaltigen Babypuder.
Nun hat J&J sich im Januar auf eine erste Vergleichszahlung mit einem Opfer geeinigt. Er bezahlt einer New Yorker Frau etwas über 1,5 Millionen US-Dollar. Viel Geld, aber weniger als ein Prozent der ursprünglichen Summe.
Das heißt: Auch die Verhandlungsposition für Bayer dürfte weit besser sein wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt wird.
Baader Bank-Analyst Markus Mayer hat ausgerechnet, dass inzwischen 80 Milliarden Euro an Rechtsrisiken eingepreist sind. Für ein Produkt, das gerade einmal für fünf Prozent der Bayer-Gewinne steht! Die Summe ist utopisch hoch.
Greifen jetzt die Heuschrecken an?
Ich persönlich denke, es ist nur eine Frage der Zeit bis Private Equity-Firmen, also die viel zitierten Heuschrecken, angreifen. Der aktivistische Hedgefonds Elliott um den berüchtigten Paul Singer ist ja bereits bei Bayer investiert. Möglich wäre dann auch eine Zerschlagung des Konzerns.
Klar, Bayer besteht ja aus der Pharma-Sparte einerseits und der Agrochemie-Sparte andererseits. Damit wäre ein klarer Schnitt zu ziehen. Jede Sparte für sich genommen, wäre höchst wahrscheinlich deutlich mehr wert als der Konzern als Ganzes. Diese Bewertungsreserven zu realisieren, das wäre das Ziel der Heuschrecken.
Die Politik würde sich natürlich dagegen wehren. Das Ganze würde in der Folge mit hoher Sicherheit viele Arbeitsplätze kosten. Ob es für das Unternehmen selbst und seine Aktionäre LANGFRISTIG auch positiv wäre, ist fraglich.
In der Vergangenheit wurden viele von Private Equity-Firmen übernommene AGs ja regelrecht mit Schulden überfrachtet und leiden darunter teilweise bis heute. ProSiebenSat1 zum Beispiel.
Kurzfristig aber dürfte der Aktienkurs von Bayer in einem solchen Fall stark steigen.
Um es klar zu sagen: Der Kurs steht aus meiner Sicht viel zu tief! Derzeit beobachten 159(!) Analysten die Bayer-Aktie: 108 davon raten zum Kauf, 50 zum halten und nur ein einziger würde verkaufen.
Bayer-Aktie: Jetzt kaufen?
Das genaue Timing ist an der Börse mehr eine Kunst als eine Wissenschaft. Bis Mitte 2020 dürften sich die Prozesse noch ziehen - mit Berufungsverfahren und weiteren Urteilen in 10 bis 12 Fällen. Es sind weitere hohe Schadensersatzurteile wahrscheinlich. Die Aktie dürfte daher schwankungsanfällig bleiben.
Korrigiert der Gesamtmarkt weiter im Stile der letzten Wochen dürfte sich dem auch die Bayer-Aktie nicht entziehen können.
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass dem Markt irgendwann wieder etwas anderes bewusst wird: Dass Bayer jetzt die weltweite Nr. 1 im Saatgut- und Pflanzenschutzgeschäft ist - und damit die Nr. 1 in einer Branche mit sehr guten Zukunftsperspektiven.
Irgendwie müssen die knapp 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ja ernährt werden. Nur mit Bio-Landwirtschaft wird das nicht gehen!
Selbst die VW-Aktie, die ja wesentlich ungewissere Zukunftsaussichten hat, hat sich inzwischen wieder gut vom Dieselskandal erholt. Die im DAX notierten Vorzugsaktien sind von 86,36 Euro im Tief bis auf derzeit 143 Euro gestiegen. Im Hoch waren sie sogar bei 176 Euro, was mehr als einer Verdopplung entspricht.
Zudem kommt Bayer operativ gut voran, z.B. bei der Portfoliobereinigung. Zur Disposition steht die Sparte Animal Health. Hier stehen Private Equity-Firmen offenbar Schlange. Interesse haben sollen CVC, Permira (das sind die, die bei ProSiebenSat1 damals zugeschlagen haben), Cinven, Advent International und BC Partners. Möglich ist auch, dass BC Partners z.B. mit einem großen Pensions- oder Staatsfonds gemeinsame Sache macht.
Eine Summe von bis zu 8 Milliarden Euro ist als Erlös im Gespräch. Die könnte Bayer zur Reduzierung der Nettoverschuldung (angestrebt wird ein Wert von 36 Milliarden Euro) nutzen und letztlich auch für die Begleichung der Schadensersatzzahlungen.
Also mein klares Votum heißt: Bayer - jetzt kaufen! Die Chancen sind gut, dass das Doppeltief bei 52,05 Euro bzw. 51,80 Euro verteidigt werden kann. Und selbst wenn nicht: Die Aktie könnte in ein paar Jahren trotzdem wieder die 100 Euro-Marke knacken!

Hot Stocks:
Nel Asa und Intelligent Systems
Nel Asa: Kurzfristig den Boden erreicht?
Zu Nel Asa und Wasserstoffaktien im Allgemeinen gehe ich ausführlicher im neuen YouTube-Video morgen ein. An dieser Stelle möchte ich mich auf die charttechnische Situation beschränken. Das Spezielle bei der Aktie ist ja, dass die Norweger an der Frankfurter Börse und vor allem über Tradegate liquider gehandelt werden als an der der Heimatbörse in Norwegen. Das dürfte an der sehr ausführlichen Berichterstattung in deutschen Publikationen liegen.
Nach dem die Aktie bereits Korrekturtendenzen gezeigt hatte, beschleunigte sich am Dienstag der Absturz nachdem bekannt wurde, dass Großaktionäre die Rallye zur Reduzierung ihrer Position genutzt hatten. Das was den Markt - zurecht - beunruhigt ist die Größenordnung des Verkaufs.
Insgesamt wurden 113 Millionen Aktien abgegeben, wobei F9 Investments fast die ganze Position aufgelöst hat und H2 Holdings immerhin zwei Drittel. Beide waren die größten Einzelaktionäre. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass die Investoren von einer Überbewertung ausgehen. Der Verkaufspreis lag bei 7,47 Norwegische Kronen, was umgerechnet etwas mehr als 0,76 Euro entspricht.
Die Aktie fiel daraufhin am Donnerstag im Tief bis auf 0,635 Euro. Charttechnisch liegt hier nun aber eine interessante Konstellation vor. Denn die Aktie hat damit wieder das Niveau der alten Hochs aus dem Januar bzw. März 2019 erreicht. Dort befindet sich eine stabile charttechnische Unterstützung. Nachdem der Kursverfall extrem stark war - sich operativ aber nichts verändert hat - könnte es nun zunächst eine Gegenbewegung bis in den Bereich von 0,75 Euro geben.
NEL ASA (ISIN: NO0010081235) |
 |
WKN / Kürzel |
Börsenwert |
KGV 18/19e/20e |
Kurs |
A0B733 / D7G |
799 Mio. EUR |
neg. / 720 / 240 |
0,65 EUR |
Intelligent Systems:
Antwort auf die Shortseller überzeugt nur bedingt!
Der Fintech-Highflyer aus den USA kam zuletzt stark unter Druck nachdem sich gleich zwei anonyme Shortseller auf die Aktie gestürzt hatten: Aurelius Value und Grizzly Reports.
Aurelius Value hat dabei durchaus stichhaltige Argumente vorzuweisen: Aurelius bezweifelt, dass CoreCard sein hohes Umsatz- und Gewinnwachstum in den kommenden Jahren fortsetzen kann. Der Großteil des über 100%-igen Umsatzwachstums in 2018 sei durch Zahlungen von Goldman Sachs zustande gekommen, für die INS ein Zahlungsabwicklungssystem konfiguriert und angepasst hat. Das sei die typische Arbeit eines Outsourcing-Unternehmens und damit sehr personalintensiv.
Wie auch der CEO zugebe, habe die Arbeit an diesem Auftrag quasi die gesamten Personalkapazitäten gebunden. Den Deal mit Goldman Sachs/ Apple habe INS zum einen deshalb gewonnen, weil der Kunde das eigentlich lukrative Processing zukünftig selber übernehmen möchte und der Auftrag für große Player wie First Data deshalb nicht wirklich attraktiv gewesen sei.
Zum anderen habe Goldman ein kleineres Karten-Start up namens Final aufgekauft an dem INS eine Minderheitsbeteiligung besessen habe. Über diese Verbindung sei INS mit Goldman ins Geschäft gekommen.
INS wolle zwar künftig selber stärker in den Zahlungsverarbeitungsbereich expandieren, aber Aurelius hält es für unwahrscheinlich, dass das gelingt. Größere Konkurrenten hätten durch hohe Entwicklungsausgaben zusätzliche Features und Technologien entwickelt, die für potenzielle Kunden wertvoll seien und die INS auf Grund der geringen Größe des Unternehmens nicht zu bieten habe.
Das lasse sich auch daran erkennen, dass INS gerade mal ein eigenes Patent habe, während First Data beispielsweise über mehr als 1.500 Patente verfüge. Bezüglich der möglichen Umsätze mit Goldman Sachs durch Einmalzahlungen geht Aurelius davon aus, dass diese insgesamt selbst wenn die Apple Card ein sehr großer Erfolg würde, bei 27 Millionen US-Dollar lägen. Das entspräche in etwa neun Millionen US-Dollar pro Jahr.
Meine Meinung dazu: Ich denke, dass Aurelius im Kern Recht hat. Allerdings würden selbst diese neun Millionen US-Dollar pro Jahr - so sie zustande kommen - INS für diese drei Jahre extrem profitabel machen, weil sie ja quasi komplett auf den Gewinn durchschlagen würden. Das würde dazu führen, dass INS in den kommenden Jahren weiter sehr profitabel bleibt - und zudem schnell wächst - und die Aktie alleine deshalb eine erhöhte Bewertung genießen dürfte.
Schwierig würde es dann, wenn die Apple Card kein Erfolg wird, weil dann diese Einmalzahlungen wesentlich geringer ausfallen würden. Die anderen Enthüllungen beziehen sich im Wesentlichen auf Querverbindungen zwischen Intelligent Systems-CEO Leland Strange und dem ehemaligen CEO von MiMedx. Letzteres Unternehmen ist wegen Bilanzungereimtheiten massiv abgestürzt. Das stimmt durchaus nachdenklich.
Der ehemalige CEO von MiMedx, Parket Petit, hat bei MiMedx Aktionäre auf betrügerische Art und Weise getäuscht und diese damit extrem geschädigt. Eine unabhängige Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass MiMedx seine Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen über einen Zeitraum von fünf Jahren (2012-2017) neu aufstellen muss.
Dieser Parker Petit ist offenbar ein langjähriger Geschäftspartner von Leland Strange und sitzt auch im "Board of directors" von Intelligent Systems. Meiner Ansicht nach hätte Petit hier spätestens dann entlassen werden müssen, nachdem ihm seine gravierenden Verstöße bei MiMedx nachgewiesen worden waren. Dies ist aber bis heute nicht geschehen.
Für weniger überzeugend halte ich dagegen die Argumente des Grizzly Reports, der Geschäfte mit verbundenen Unternehmen anprangert. Die Beteiligung an kleinen Gesellschaften (auch wenn sie von (ehemaligen) INS-Mitarbeitern gegründet wurden, gehört traditionell zum Geschäft von Intelligent Systems.
Intelligent Systems hat am Mitwoch eine Analysten-Konferenz abgehalten in der man diese Vorwürfe von Grizzly Reports auch überzeugend widerlegt hat.
Intelligent Systems Corp. (ISIN: US45816D1000) |
 |
WKN / Kürzel |
Börsenwert |
KGV 18/19e/20e |
Kurs |
890369 / INS |
234 Mio. USD |
37 / 25 / 19 |
26,02 USD |
Mein Fazit: Die Enthüllungen haben Intelligent Systems an Glaubwürdigkeit gekostet auch wenn sie nur zum Teil zutreffend bzw. relevant waren. Daher ist der nun erfolgte Bewertungsabschlag verständlich. Auf dem aktuellen Niveau von ca. 26 US-Dollar dürfte sich die Aktie aber auch aus charttechnischer Sicht stabilisieren. Dort gibt es eine Unterstützung vom Januar hoch. Deutlich über 30 US-Dollar dürfte es vorläufig aber wohl nicht gehen.
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