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Und jetzt zum heutigen Thema:
Wie dramatisch sich die Kräfteverhältnisse bei den Top 10-Unternehmen in den vergangenen 10 und erst recht in den vergangenen 20 Jahren verschoben haben zeigt die folgende Graphik.
Es ist ein Überblick über die nach Marktkapitalisierung teuersten Unternehmen vor 20 Jahren, vor 10 Jahren und heute:
Von den Top 10-Unternehmen heute waren gerade mal zwei vor 10 Jahren auch schon in den Top 10 (Microsoft und Johnson & Johnson) und vor 20 Jahren sogar nur ein einziger: nämlich Microsoft. Es gab also dramatische Veränderungen.
In der heutigen Top 10-Liste sind also 8 Firmen komplett neu und von diesen 8 Firmen kommen nicht weniger als 6 aus dem Technologie-Sektor.
Auf den ersten 8 Plätzen sind 7 Unternehmen aus dem Tech-Bereich, lediglich Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft von Super-Investor Warren Buffett schafft es auf Platz 5 in diese Phalanx der Tech-Konzerne einzubrechen.
Drastische Veränderungen
Schauen wir eine Dekade zurück: Vor zehn Jahren sah das Ranking fast komplett anders aus. Damals waren mit Exxon Mobil und PetroChina zwei Ölkonzerne auf den Plätzen 1 und 2. Speziell PetroChina ist inzwischen deutlich auf Platz 39 zurückgefallen.
Mit China Mobile folgte ein Mobilfunkprovider, mit Walmart der weltgrößte Einzelhändler, mit ICBC die größte chinesische Bank und dann erst auf Rang 6 mit Microsoft der erste und einzige Technologie-Wert.
Danach ging es dann weiter mit Johnson & Johnson, einem Pharma- und Konsumgüter-Hersteller, mit Procter & Gamble (ebenfalls Konsumgüter; u.a. Gillette), noch einem Öl-Konzern (Royal Dutch Shell) und dem Telekommunikations-Riesen AT&T.
Andererseits: Vor 20 Jahren waren mit Microsoft, Cisco, Intel und IBM immerhin auch schon vier Technologie-Werte in den Top 10. Das heißt, es lässt sich auch nicht von einem konstanten Aufstieg der Technologie-Werte sprechen. Woran liegt das?
Des Rätsels Lösung: Vor 10 Jahren befanden wir uns mitten in der schlimmsten Finanzkrise seit der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er/Anfang der 1930er-Jahre. Anleger suchten damals Schutz bei defensiven Werten. Daher der hohe Anteil von Öl-, Konsumgüter- und Telekommunikations-Werten.
Vor 20 Jahren dagegen befanden wir uns mitten in der Internet-Bubble und insofern ist es nicht überraschend, dass damals Technologie-Werte bereits relativ stark vertreten waren.
Das sind die Schlussfolgerungen
Das heißt, wir müssen diese Rankings immer auch im Zusammenhang mit dem großen gesamtwirtschaftlichen Bild sehen. Dass aktuell Technologie-Werte mit 8 von 10 in den Top 10 so dominant sind, hängt auch damit zusammen, dass wir in den letzten Jahren sehr hohe globale Wachstumsraten gesehen haben.
Es gab eine fulminante Erholung der Weltwirtschaft von der Finanzkrise, explosive Gewinnsteigerungen bei den Unternehmen. Dazu kommen sehr niedrige Zinsen, die immer tendenziell steigende Bewertungen für Aktien bedeuten.
Anleger suchten in erster Linie nach Wachstums-Aktien, was ja bis heute der Fall ist.
Das kann sich im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs auch schnell wieder ändern. Die Entwicklung von 1999 bis 2009 zeigt dies ja sehr deutlich.
Chinas Rolle
Zumindest in den Top 10 hat sich der Aufstieg Chinas in den vergangenen 10 Jahren zumindest nicht fortgesetzt, sondern im Gegenteil einen kleinen Dämpfer erlitten.
Vor einer Dekade lagen mit PetroChina und China Mobile zwei chinesische Firmen auf den Plätzen 2 und 3. Heute sind es weiter zwei chinesische Firmen, die aber nur noch die Plätze 7 und 8 einnehmen.
Was die Branchenzugehörigkeit betrifft spiegelt China aber das Bild aus den USA wider. Waren es 2009 mit einem Ölwert und einem Telekommunikations-Wert noch zwei Unternehmen aus defensiven Branchen, sind es heute mit Alibaba und Tencent zwei Technologie-Werte.

Wichtiges Video zu Tesla geht morgen online:

Megatrend Plattformgeschäftsmodelle
Richtig spannend wird es aber, wenn wir uns anschauen was das eigentlich genau für Technologie-Aktien sind. Dann kommen wir schnell zu einem Begriff, der im Zentrum dieser Veränderungen steht: Plattformgeschäftsmodelle - im Unterschied zu herkömmlichen Produkt-Geschäftsmodellen. Man spricht hier auch von der Plattform-Ökonomie und der Verabschiedung des klassischen Pipelineprinzips mit einer linearen Wertschöpfungskette.
Worin liegen diese Unterschiede genau? Ein Produkt ist eine Anwendung um EIN spezifisches Problem oder einen Anwendungsfall zu lösen. Eine Plattform dagegen ist eine Art gemeinsam genutzte Infrastruktur, die für VIELE verschiedene Anwendungen essentiell ist.
Lineare Wertschöpfungskette heißt: Eine Firma kauft ein, produziert und verkauft.
Firmen mit Plattformgeschäftsmodellen dagegen decken nur einen kleinen Teil der Wertschöpfungskette ab. Sie leben davon, dem Kunden das richtige Angebot zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Dieses Angebot muss nicht mal zwingend vom Plattform-Anbieter selbst kommen.
Beim Ride-Hailing-Dienst Uber z.B. wird die eigentliche Dienstleistung von Fahrern mit deren Autos erbracht. Die sind - zumindest formal - keine Uber-Angestellten sondern Kontraktnehmer.
Das heißt: Die Plattform bringt Anbieter und Nutzer zusammen - und beide sind letztlich Kunden des Plattformbetreibers.
Alphabet bzw. Google bringt über die Suchmaschine Firmen und Konsumenten zusammen.
Amazon hat sich bekanntermaßen längst über den eigenen Online-Verkauf hinaus entwickelt.
Man stellt die eigene Verkaufsplattform Drittanbietern zur Verfügung, die dann oft für die ganze Abwicklung verantwortlich sind. Das ist viel profitabler als alles selber zu machen.
Amazon versucht das Plattformgeschäftsmodell auch in anderen Geschäftsfeldern zu kopieren: Zuerst gab es die Echo-Lautsprecher. Die sind dann aber viel wertvoller für Konsumenten geworden nachdem die Sprachassistentin Alexa und ihr Skills Kit zur Verfügung standen.
Skills sind Fähigkeiten die Alexa beherrscht, im wesentlichen bestimmten Sprachbefehlen zu folgen. Bis zu einem gewissen Grad kann der User Alexa damit auf seine eigenen Bedürfnisse anpassen.
Oder Facebook natürlich: Facebook stellt eine funktionale Plattform zur Verfügung, die User und Werbetreibende zusammenbringen. Die Inhalte erstellen die User bzw. die Werbetreibenden selbst.
Auch die Chinesen Alibaba und Tencent haben Plattformgeschäftsmodelle. Zu Tencent gehört beispielsweise WeChat, die chinesische Mischung aus Facebook und Twitter.
Viele Firmen starten zunächst als Produktunternehmen und entwickeln sich dann zu Plattform-Unternehmen. Bestes und bekanntestes Beispiel: Apple. Zuerst war das iPhone als Top-Produkt da, bevor Apple dann mit der Eröffnung des App-Stores angefangen hat ein Ökosystem drum herum zu bauen. Inzwischen gibt es dort mehr als 2,2 Millionen verschiedene Anwendungen, die Apps.
Auch Microsoft, der Dino unter den Top 10-Anbietern hat ja ein klassisches Plattformgeschäftsmodell mit dem Windows-Betriebssystem und den vielen darauf laufenden Anwendungen und hat durch die Übernahmen von LinkedIn und Skype weitere Plattformen erworben.
Es gibt neben den aktuellen Top 10-Firmen eine ganze Reihe von aufstrebenden Unternehmen, die ebenfalls Plattformgeschäftsmodelle haben und immer wichtiger und bedeutender werden. Dazu gehören Uber und z.B. Salesforce.com, die eine Plattform für Unternehmensanwendungen entwickelt haben, die auf Cloud-Computing basiert.
Salesforce.com ist das erste Cloud-Computing oder Software-as-a-Service-Unternehmen, das einen jährlichen Umsatz von mehr als 10 Milliarden US-Dollar erreicht hat. Die Aktie ist eine gigantische Erfolgsgeschichte. Erst jüngst hat der Wert mit der US-Kürzel: CRM wieder ein neues Allzeit-Hoch erreicht. Die Aktie ist in den letzten 10 Jahren um das 16-fache gestiegen:
Salesforce.com Inc. (ISIN: US79466L3024) |
 |
WKN / Kürzel |
Börsenwert |
KGV 18/19e/20e |
Kurs |
A0B87V / CRM |
120 Mrd. USD |
115 / 56 / 45 |
155,28 USD |
Zu nennen sind Firmen wie Slack (Börsengang in Kürze), Shopify und Spotify - und natürlich Netflix! Alle haben Plattformgeschäftsmodelle. Zalando als wichtigster deutscher Vertreter in diesem Bereich übrigens auch.
Multiplikatoreffekt als Hebel
Worum es geht ist der Multiplikator-Effekt, der einen Hebel und Nutzen für dutzende, hunderte oder sogar Tausende von Partnern bringt. Die Plattform selber gibt etwas von ihrer Kontrolle auf, wird im Gegenzug aber viel wertvoller für ihre Kunden und Partner. Denn diese Drittanbieter bekommen dadurch Zugriff auf Daten, Funktionalitäten und Vertriebskanäle und können so ihr eigenes Geschäft beschleunigen.
Diese Hebeleffekte und die schlanken Geschäftsmodelle sorgen letztlich dafür, dass die betreffenden Firmen so profitabel und damit so wertvoll werden. Und letztlich geht es für diese Firmen darum, möglichst viele User auf die eigene Plattform und ins eigene Ökosystem hineinzuziehen und dort quasi einzusperren. Das probiert jeder dieser Top-Firmen, egal ob Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet oder Facebook - oder auch die chinesischen Riesen.
Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitze
Dabei ist zwischen den US-Firmen im letzten Jahr ein Art Kopf-an-Kopf-Rennen um den Thron entbrannt:
Über mehrere Quartale war Apple die unangefochtene Nummer 1. Durch dessen China-Schwäche hatte sich dann zum Ende des letzten Jahres wieder Microsoft an die Spitze gesetzt.
Im Januar war dann für wenige Tage Amazon das wertvollste Unternehmen der Welt. Dann war Apple wieder oben.
Das Rennen ist wirklich eng: Stand Freitag, 24.05.2019 hat sich Microsoft mit 967 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung einen Vorsprung vor Amazon mit 894 Milliarden US-Dollar, Apple mit 827 Milliarden und Alphabet mit 795 Milliarden US-Dollar herausgearbeitet. Alle anderen Firmen folgen deutlich dahinter. Facebook z.B. liegt bei 516 Milliarden US-Dollar mehr als 45 % hinter Microsoft zurück.
Die Frage, wer in Zukunft das Rennen machen wird, ist sehr schwer zu beantworten. Ich möchte hier keine Prognose abgeben. Die Tendenz ist aber klar so, dass Plattformfirmen immer mächtiger werden auf Kosten der herkömmlichen Firmen mit einer klassischen linearen Wertschöpfungskette.
Grundsätzlich halte ich es aber für wichtig zumindest teilweise auf Firmen mit Plattformgeschäftsmodellen zu setzen. Es ist absolut faszinierend wie schnell diese Firmen die Unternehmens- und Börsenlandschaft verändern.
Irgendwann wird dann vielleicht auch mal die Blockchain stärker in den Fokus rücken und dann das Ranking wieder gehörig durcheinander mischen. Bis es soweit ist, wird es aus meiner Sicht aber noch dauern.
Übrigens: Marketing-Guru Scott Galloway hat sich bereits festgelegt: Er sieht Amazon als klaren Favoriten für das Unternehmen, das als erstes nachhaltig die Marktkapitalisierung von einer Billion US-Dollar überschreiten wird.
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Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

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