2.) Tesla: Und nun?
Kaum ein Tag vergeht an dem auf Finanzportalen nicht neue Analysen zu Tesla veröffentlicht werden. Aktuell im Fokus: Der Zusammenschluss mit SolarCity. Wie immer stehen sich Bullen und Bären unversöhnlich gegenüber. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Details des Deals eingehen. Die wurden an anderer Stelle schon ausführlich diskutiert.
Wie Sie wissen bin ich bei aller berechtigten Begeisterung für das, was Elon Musk mit Tesla bereits erreicht hat, schon länger skeptisch hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Tesla-Aktie. Musk will aus meiner Sicht zu viel. Nicht genug damit, dass es schon eine Herkulesaufgabe fast jenseits des Vorstellbaren ist, es als Alleinkämpfer quasi mit der gesamten weltweiten Automobilindustrie aufzunehmen.
Musk will zusätzlich mit Solarcity auch noch die Energieversorgung revolutionieren und mit SpaceX die Raumfahrt bezahlbarer machen - und das alles gleichzeitig bzw. parallel.
Selbst ein solch intelligenter Fanatiker und genialer Stratege stößt irgendwann an seine Grenzen. Ich fürchte Musk will zuviel, ist zu ambitioniert. Selbst Analysten, die ansonsten bei Tesla zu Jubelstürmen neigen und oft sogar eine Art Cheerleader-Funktion zu übernehmen scheinen, äußern sich diesmal fast schon sensationell kritisch:
Adam Jones von Morgan Stanley schreibt beispielsweise, dass der Tesla-SolarCity-Deal angesichts der finanziellen Verfassung von SolarCity und des reduzierten operativen Ausblicks für Tesla keinerlei Wert hat. Auf gut deutsch: Es handelt sich um eine pure Rettungsaktion zulasten der Aktionäre des Autobauers.
Letztlich lenkt eine solche Transaktion den Anlegerliebling nur vom Kerngeschäft ab - und das obwohl man dem eigenen Zeitplan wieder mal meilenweit hinterherhinkt.
Skeptische, aber inkonsequente Analysten
Das können selbst die Analysten nicht mehr ignorieren. Die Umsatz- und Ertragsschätzungen für Tesla selbst wurden für 2017 und 2018 deutlich zurückgenommen. Jones geht nun davon aus, dass das ersehnte Model 3-Auto, mit dem man den Mainstream-Markt erobern möchte, mehr als ein Jahr später als geplant auf den Markt kommen wird (Ende 2018 statt Herbst 2017).
Statt 400.000 produzierten Modellen in 2018 rechnet er mit nur noch 60.000 Model 3-Autos für das Jahr 2019 - und das obwohl bereits jetzt 400.000 Reservierungen vorlägen. Das wäre eine riesige Enttäuschung für Aktionäre und potenzielle Neukunden.
Warum er dann sein Kursziel angesichts der Ausgabe von fast zehn Prozent neuen Aktien (insgesamt 13 Millionen Stück), die die Altaktionäre verwässern, trotzdem nur um magere drei US-Dollar von 245 auf 242 US-Dollar reduziert, ist für mich nicht schlüssig.
Er sagt lediglich, dass es die größere Mission bleibe, ein nachhaltiges Transport-Ökosystem aufzubauen und dass das Unternehmen im Bereich "Autopilot" technologisch eine Führungsrolle einnehme.
Andererseits ist es schon faszinierend, wie es Musk immer wieder schafft, Investoren mit neuen Visionen nicht nur zu besänftigen, sondern auch dazu zu verleiten, die Geldschatulle immer wieder von Neuem zu öffnen (im Rahmen von immer neuen Kapitalerhöhungen).
Solange Ihm dieses Unterfangen gelingt, wird Tesla zumindest liquide bleiben und das Unternehmen potenziell sogar wertvoller werden.
Das Problem dabei ist allerdings, dass durch die immer weiter steigende Zahl ausstehenden Aktien kein Mehrwert für die Aktionäre mehr generiert wird. Unter dem Strich läuft die Aktie nun seit fast drei Jahren seitwärts.
Tesla (ISIN:
US88160R1014) |
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WKN / Kürzel |
Börsenwert |
KGV 16/17e |
Kurs |
A1CX3T / TSLA |
31,1 Mrd. USD |
neg. / neg. |
196,09 USD |
MEIN FAZIT:
Mit Blick auf den ersten Teil des heutigen Geldanlage-Reports ist Tesla genau der Typus von Aktie, in die Anleger nicht (mehr) investieren sollten: Ein Investment ist nicht nur mit hoher Unsicherheit verbunden, sondern mit gewaltigen mittel- und langfristigen Risiken.
Und auf Grund des kultartigen Status, den Musk inzwischen genießt, folgen ihm viele Aktionäre blind. In Kombination mit der enormen medialen Aufmerksamkeit, die Tesla genießt, macht das die Aktie aus fundamentalen Gesichtspunkten extrem teuer.
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegt daher kein Interessenskonflikt vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

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